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Wie die inneren Faktoren die Konzentration beeinflussen

 

Zu Beginn kontrolliert bitte die Position eurer Schultern, den Hals und den Nackenbereich. 

Wenn die Schultern hoch sind, ist dies ein Zeichen, dass ihr in diesem Moment unter Stress oder Druck steht, verspannt seid. Bevor ihr nun den Text weiter verfolgt bitte ich euch, die Schultern ganz hoch zu ziehen, die gesamte Muskelpartie Hals, Nacken und Schultern fest anzuspannen, einige Sekunden zu halten und dann langsam loszulassen. Wir sollten uns immer wieder daran erinnern die Schultern bewusst nach unten zu ziehen. Es ist nur eine kleine Veränderung, aber mit sofortiger Wirkung.  

Es lohnt sich, auf die Signale, die unser Körper permanent sendet, zu achten. Unser Körper zeigt uns sehr deutlich, in welchem emotionalen Zustand wir uns gerade befinden, wie wir uns fühlen, wie es uns geht.  

Er verrät uns, ob wir übermüdet sind, zu wenig geschlafen haben, ob wir unregelmäßig und/oder ungesund Essen, zu wenig Sauerstoff haben oder zu wenig Wasser getrunken haben 

Unser Körper ist auch ein tolles Messinstrument, um die Anzahl der Pausen oder den Umfang und Art unserer Bewegungen zu erkennen.  

Er verrät uns auch was wir denken. Unser Körper verhält sich nämlich anders, wenn wir an etwas Schönes oder an Problemen denken und vor allem, er reagiert präzise auf unsere Bewertung unserer Wahrnehmung, Gedanken oder Erinnerungen.  

Von diesen Bewertungen hängt zum guten Teil unsere Motivation ab. Beschäftigen wir uns mit etwas, das uns am Herzen liegt oder etwas was wir (glauben zu) müssen? Machen wir es, weil wir es sinnvoll finden und mit Begeisterung dabei sind, oder erwarten wir nur einen Benefit daraus? 

Unser Körper signalisiert uns ständig welche dieser inneren Faktoren im Moment unsere Konzentrationsfähigkeit beeinflussen. Wir müssen uns nur beobachten können und liebevoll mit uns umgehen, um gesund, begeistert und konzentriert im Hier und Jetzt zu sein.  

Ein paar Übungen die uns dabei helfen könnten:  

TN=Teilnehmer*innen 

Peripheres Sehen (Entspannung)  

Peripheres Sehen“ ist eine Übung, bei der das parasympathische Nervensystem, der sogenannte „Ruhenerv“ willentlich aktiviert wird.  

Man schaut geradeaus und fokussiert einen Punkt in Augenhöhe. Nun erweitert man die Aufmerksamkeit der Wahrnehmung seitlich links und rechts neben sich. Die Pupillen bewegen sich dabei nicht. Anfangs kann man die Hände zu Hilfe nehmen, indem man sie seitlich links und rechts neben dem Kopf so bewegt, dass man ein Wackeln mit den Fingern gerade noch wahrnehmen kann. Jetzt ist die Aufmerksamkeit auf das periphere Sehen ausgedehnt. Automatisch wird die Atmung verlangsamt und man spürt die Entspannung im ganzen Körper. (vgl. Naughton 2012, S. 210f.) 

Tempo verlangsamen 

Mehrmals am Tag für 5 Minuten eine beliebige Handlung viel langsamer als sonst ausführen. 

Koordination und Konzentration  

Mit der rechten Hand einen Kreis in die Luft malen,danach mit der linken Hand ein Kreuz. Nun versuchen wir die Bewegungen gleichzeitig auszuführen.   

Varianten: statt des Kreuzes wird der Name geschrieben, statt der rechten Hand kreist der rechte Fuß, etc. 

Achtungsspiel (nach Boleslawski 2001, S. 111) (Konzentrationsfähigkeit) 

Die TN schildern/denken ihre Tätigkeiten vom Aufstehen in der Früh bis zum Moment der Erzählung, aber in umgekehrter Reihenfolge, möglichst mit vielen Details.  

Imaginationsübung (nach M.Chechov 

Eine einfache Übung, um das Imaginieren von Gegenständen und Handlungen zu trainieren. Die TN beobachten einen Gegenstand genau, schließen die Augen und versuchen ihn sich so genau wie möglich vorzustellen. Die Augen wieder aufmachen und das imaginierte Bild mit dem realen Bild vergleichen. Erneut die Augen schließen und wieder Details des Gegenstandes vorstellen. Noch einmal vergleichen und die Übung wiederholen.  

Zeitlupe mit Kommentar (Konzentrationsübung)  

Die Zeitlupe zwingt die TN auf ihren Körper zu achten und in der Gegenwart zu sein. Jeder TN sucht sich eine Tätigkeit aus, die in Zeitlupe ausgeführt wird.  

Variante: Paarübung- Der Kommentator (Person A) spricht so schnell wie möglich, gibt Hintergrundinformationen und beschreibt Handlungen, die gar nicht stattfinden. Der Improvisator (Person B) weigert sich schneller zu werden, was eine magische Wirkung erzielen kann. (Johnstone 2011, S. 434 ff) 

„KinderElternTheaterZeit“

„…Theater ist großartig, wenn man dann weiß, der andere spielt jetzt diese Rolle, er ist es gar nicht, aber er spielt jetzt diese Rolle und ich kann mich jetzt in den anderen hinein fühlen und je besser ich verstehe was der da spielt, desto besser kann ich meine eigene  Rolle wiederum spielen. Wunderbar! Spielerisches ausprobieren wie das miteinander funktioniert…“ 

Prof DDr Gerald  Hüther  

(transkribiert aus dem YouTube Video „Kompetenzen für ein gelungenes Leben“ 2:58- 3:22) 

Zur Zeit hat sich aber das spielerisches Miteinander etwas verändert: 

Theaterspielen mit  Kindern in Zeiten der Covid 19 Maßnahmen 

Im Sommer habe ich ein Theatercamp für 6-9 Jährige organisiert, mit der festen Überzeugung, alle vorgeschriebenen Maßnahmen einhalten zu können. Lange habe ich überlegt welche Übungen, Spiele, Techniken für ein „sicheres Theaterspielen“ geeignet sind. Ganz ehrlich, ich weiß nicht wieso ich gedacht habe, dass es funktionieren könnte. Ich glaube vor lauter Freude endlich wieder mit den Kindern theaterpädagogisch arbeiten zu dürfen, habe ich das „Rundherum“ ausgeblendet.  

Nach dem ersten Tag habe ich, mit einem halbschlechten Gewissen, den Eltern gestehen müssen, dass die Kinder den Abstand nicht einhalten können und ich nicht vor habe, sie die ganze Zeit daran zu erinnern und damit den Spielfluss zu stören. Ich habe sie um Rat gebeten, wie wir das lösen könnten. Zum Glück haben alle verständnisvoll reagiert, einerseits weil zwei Geschwisterpaare dabei waren, aber auch weil sich die Kinder sowieso regelmäßig zum Spielen treffen. Wir haben uns, gemeinsam mit den Kindern, auf die Regeln „den Abstand so groß wie möglich halten, öfter lüften, wenn möglich im Garten spielen“, geeinigt.  

Aus diesem Theatercamp ist dann eine Kindertheatergruppe geworden. 

Theaterspielen Online 

So wie viele haben wir seit Ende Oktober auf „onlinespielen“ umgestellt. 

Kann das Online -Theaterspielen Präsenzproben ersetzen? Ich merke, dass ich manchmal in eine Phase „es wäre so schön wenn…“ rutsche.  

Nach ein paar Online-Proben haben sich die Kinder auf „jeder an einem anderen Ort und trotzdem gemeinsam spielen“ gewöhnt. „Besser online, als gar nichts“ meinte ein 6- jähriges Mädchen. Die anderen acht Kinder im Alter von 6-9 Jahren bestätigten mit einem „ja“ in allen Tonlagen und wiederholten es chorisch. Theatralisch eben 🙂 Sie haben echt Spaß und freuen sich auf unsere Online-Proben. Inzwischen spielen auch die Eltern mit. Am Anfang war die Beteiligung der Eltern eher eine „Notlösung“ gewesen. Die Kinder wollten manche Spiele, die sie aus den Präsenzproben kannten, spielen, hatten aber keinen Partner. So sind die Eltern, mehr oder weniger freiwillig, eingesprungen. Mittlerweile ist das Online -Theaterspielen eine Familienangelegenheit geworden. Bei den Proben spielen die Kinder mit den Eltern/Geschwistern/Großeltern und nach der Probe bastelt die ganze Familie Kostüme, Requisiten und Bühnenteile. Manche Spiele wollen die Kinder dann öfter spielen, „mal zum Kuscheln, mal um sich ein wenig zu bewegen oder nur um Spaß zu haben“, hat mir eine Mutter geschrieben. 

Wir haben uns entschieden unsere Online- Proben aufzunehmen und daraus ein Video zu machen. Als Erinnerung an „KinderElternTheaterZeit“! 

Die Umstände können wir zur Zeit nicht ändern, aber wir können die Zeit so schön wie möglich verbringen. Kinder können ihren Eltern z.B. Theaterspielen beibringen. Vielleicht hilft es uns  Erwachsenen, das ernst gewordene „Spiel des Lebens“ spielerisch zu meistern.  

Für diese kalten Wintertage, die wärmste Empfehlung : „Wettermassage“ 

Wettermassage (Entspannung, Wahrnehmung) 

Paare bilden, den PartnerIn nach seinem/ihrem „Wetterwunsch“ massieren: Wolken (ganz leicht über den Rücken streicheln), Regen (mit den Fingerkuppen den Rücken leicht klopfen) Hagel (mit angewinkelten Zeigefingern klopfen), Blitz (mit dem Zeigerfinger Zik-Zak Linien auf dem Rücken „zeichnen“), Donner (mit den Fäusten kontrolliert auf den Rücken klopfen) und Sonne (sie kommt immer nach dem Regen ☺ Hände aneinander reiben und flach auf den Rücken legen, sodass  der/die PartnerIn die Wärme spürt) 

Emina Eppensteiner  

Theaterpädagogin